Ich verrate euch ein Geheimnis: Das Giskim-Projekt wäre niemals in dieser Form entstanden, hätte mich nicht eine massive Existenz- und Glaubenskrise getroffen. Das Schlachtfeld, das meine Seele wurde, ist zwar nicht das Thema, hängt aber dennoch eng mit dem Giskim-Wappen zusammen. Sein Zentrum ist ein Hirsch, der sich aufbäumt und nach oben hin ausstreckt. Dieses Motiv ist zutiefst religiös und drückt unsere Sehnsucht nach mehr und immer mehr aus. Die Sehnsucht nach etwas, das größer, besser und schöner ist als das, was gerade unsere Lebensrealität ist. 

Die Psalmen der Bibel sprechen davon, dass unsere Seelen schreien wie ein Hirsch lechzt nach frischem Wasser. Unruhig sind unsere Herzen in uns, sagt Augustinus von Hippo – bis sie die Erfüllung finden. Augustinus nannte dies unsere Ruhe in Gott. Auch die Psalmisten sprachen davon, dass sich ihre Seelen nach Gott sehnen wie das ausgetrockenete, dürre Land der Wüste nach lebendigem Wasser. 

Doch die Unruhe meiner Seele kam, als ich meinte, Gott schon gefunden zu haben. Ich wollte mehr von ihm, und ich stieß an meine natürlichen Grenzen. Ich wusste, dass da, wo ich war (innerlich und äußerlich), die Erfüllung nicht zu erreichen war, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich weitergehen sollte. Ich hatte meinen Weg verloren. 

Das ist eines der Themen, die die Giskim-Geschichten antreiben, nämlich das, was uns Menschen so einzigartig macht und von allen Tieren abhebt: Unser unbändiges Verlangen nach mehr; unsere Unzufriedenheit, sobald wir etwas erreicht haben; unser Trachten nach dem Höheren und dem Unmöglichen, unser unablässiges Suchen nach Erfüllung. 

Meisterwerke entstehen nicht, weil ihre Macher mit sich selbst und der Welt zufrieden sind, sondern weil sie nicht aufhören können, sich nach dem Besseren auszustrecken. 

Der Kampf

Wer wie ein Hirsch nach frischem, lebendigem Wasser jagt, der muss auch darum kämpfen wie ein Löwe. Darauf weisen die beiden Löwen, die das Wappenschild von Giskim halten. 

Ich hatte ein sehr bequemes Leben, als meine Krise wie ein Dieb in der Nacht zuschlug. Und ich musste einsehen, dass die »göttliche Fülle« mir nicht einfach so zufliegen wird. Wenn ich das Beste will, muss ich auch für das Beste kämpfen. Darum sagte Augustinus, nachdem er sein Ziel, Gott, gefunden hatte: »Ich bin entbrannt in deinem Frieden.« Das Feuer seiner Sehnsucht brannte weiter, auch als er das Ziel seiner Sehnsucht gefunden hatte. Der Kampf hörte nicht auf. Der frühchristliche Philosoph Gregor von Nyssa sagte deshalb: »Wer aufsteigt, hört nicht auf zu ersehnen, was er schon kennt.«

Ein erfülltes Leben ist möglich, aber es lässt sich nicht ohne »Blut, Schweiß und Tränen« erringen, um es in den Worten Churchills zu sagen. Gregor von Nazianz meinte ganz treffend: »Alles, was wir mit Leichtigkeit erfassen könnten, verachten wir auch leicht. Aber das, was über uns ist, findet umso mehr Bewunderung, je schwerer es zu erreichen ist. All das, was sich unserem Verlangen entzieht, weckt auch unsere Sehnsucht.«

Sehnsucht treibt uns an, und je höher das Ziel, desto größer sowohl der Kampf als auch die Erfüllung. Das zeigen uns der Hirsch und die beiden Löwen von Giskim.

Der Ruf

Der Clou ist, sich nach dem Richtigen zu sehnen. Viele ertränken oder dämpfen ihre Sehnsucht mit einem Übermaß an Alkohol, Drogen, Spaß, Entertainment, Essen, Süßigkeiten, Vergnügungsreisen, usw. usf. Das erfüllt uns nicht, sondern macht uns nur immer leerer. 

Darum ist es so wichtig, dass wir unseren Weg finden, unseren Pfad, den Grund, weshalb wir auf dieser Erde sind. Wir erkennen ihn durch den Ruf, der wie ein unauslöschliches Feuer in unserem tiefsten Inneren brennt. Diese Berufung sollten wir allerdings nicht mit der sogenannten Stimme unseres Herzens verwechseln. Das eine ist der Ruf in unserem Herzen. Dieser wird sich niemals ändern und niemals verlöschen. Das andere ist das Rufen aus unserem Herzen. Dieses ist unberechenbar und wandelbar, wird wie eine Feder im Wind von unseren Launen und den äußeren Umständen hin und her geworfen und passt sich immer wieder an. 

Der Weg, den wir gehen sollen, kann keiner außer uns gehen. Doch der Ruf zu ihm muss nicht immer dem entsprechen, was unsere wechselhaften Gefühlsregungen bevorzugen. Wir können uns in die falschen Leute verlieben (Stichwort: toxisch); wir können uns nach dem nächsten Kick sehnen, der uns umbringen wird; wir können unser Heil in einer Religion oder Sekte suchen, die auf unsere Zerstörung und die der Welt um uns herum angelegt ist. 

Um den Ruf in uns von anderen irreführenden Stimmen zu unterscheiden, brauchen wir drei spezifische Grundtugenden. Sie sind es, auf die die Bildsprache und das Weltbild der Giskim-Geschichten aufgebaut sind.

Fides: Glaube

In der Theologie muss man glauben, dass Gott ist, um seine Gunst zu finden. Glauben heißt vertrauen. Nur der wird ein Freund Gottes, der ihm vertraut. 

In einem allgemeineren Sinne heißt dies, dass du daran glauben musst, dass du den Ruf hören und verstehen wirst, der dich auf den Pfad schickt, der nur dir vorbehalten ist. Du musst darauf vertrauen, dass du die richtige Entscheidung treffen kannst. 

Das ist etwas, was mir schwerfällt. Ich bin jemand, der es gerne allen recht macht, der dazu neigt, nur auf andere zu hören und die Stimme im eigenen Herzen zu unterdrücken. Andere Menschen können da anders sein und hören vielleicht zu viel auf ihre eigenen Gedanken und zu wenig auf den Rat anderer. 

Wie auch immer wir gestrickt sind, die Grundlage zu einem erfüllten Leben ist es, zu glauben, dass wir den richtigen Weg auch finden können. Dieser Weg mag schwer sein, aber er ist auf jeden Fall gut. Denn nur was gut ist, kann uns erfüllen. Wir sind für das Gute gemacht, nicht für das Böse. Das empfinden wir ja besonders intensiv, wenn uns Unrecht getan wird oder wenn wir Ungerechtigkeit bei anderen beobachten. 

Das ist die erste Tugend, die sich Giskim aufs Wappen geschrieben hat, und wonach wir uns mit allem, was wir sind und haben, ausstrecken sollten: Der unbedingte Glaube an das Gute, das uns den Weg zeigen wird. 

Virtus: Tapferkeit

Für viele ist sie die Tugend, aus der alle anderen Tugenden fließen: die Tapferkeit. Wer nicht mutig ist, wird den richtigen Weg verlassen, sobald er ein bisschen Gegenwind erfährt. Interessanterweise ist in der Bibel die Hölle als Erstes für die Feiglinge reserviert (Offenbarung 21,8). Und ein streitbarer Influencer sagte einmal, dass er einem schwachen, feigen Mann in seiner Nähe niemals trauen würde, egal wie tugendhaft und umgänglich er sonst sein mag. 

Ohne Mut werden wir scheitern, denn der Ruf, dem wir folgen sollen, wird in der Regel Widerstand hervorrufen. Und je höher unser Ziel, desto größer der Kampf. Darum müssen wir mutig sein, wenn wir die Erfüllung finden wollen. 

Tapferkeit ist eng verbunden mit Wahrheit. Manche treten mutig für eine Lüge ein. Im Namen von Lügen wurde schon viel Blut vergossen. Manchmal fällt es uns auch schwer, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden. Wir können nicht alles wissen. Darum kommen wir nicht darum herum, zu jeder Zeit und in jeder Lage – soweit wir es erkennen können –, nur die Wahrheit zu vertreten. Egal, wie viel es kosten mag und wie unangenehm es auch für uns selbst ist. Das braucht Mut, aber ausgelebte Tapferkeit ist die Garantie, dass unser Leben sich am Ende nicht als nutzlos und eitel erweist. 

Das ist die zweite Tugend, für die Giskim steht: Der Mut, der Wahrheit, die uns auf dem Weg hält, unter allen Umständen zu folgen. 

Honor: Ehre

Nach meiner bescheidenen Einschätzung ist sie die Tugend, die heute am meisten vernachlässigt wird: die Ehre oder anders gesagt, die persönliche Integrität. Doch nur wer ehrenhaft ist, wer kein Heuchler ist und wer kein Doppelleben führt, wird einen klaren Blick gewinnen für den Weg, den er gehen soll. Wir können den Ruf in unserem Herzen nicht hören, wenn wir wie jemand sind, der sprichwörtlich zwei Herzen hat, dessen Loyalität mal hier und mal dort ist.

Ehre ist unabhängig vom Zeitgeist. Ehre ist ein kostbares Gut, das sich in Geld nicht aufwiegen lässt. Wer ehrenhaft ist und nicht anderen in den Rücken fällt, wird in allen Bereichen weiterkommen als die Menschen in seinem Umfeld. Integrität zieht andere an – wer Ehre hat, strahlt wahre Schönheit aus. Diejenigen, die über dich lästern, weil du anders bist, weil du dich nicht an den hinterhältigen Spielchen beteiligst, die im zwischenmenschlichen Bereich so beliebt sind – genau diese Leute werden auf dich zukommen, wenn sie in Not sind. 

In Dantes »Inferno« gehört der unterste Kreis der Hölle den Verrätern, denen, die ohne Ehre sind. Du kannst alles verlieren, man kann dir alles nehmen, aber niemals deine Ehre, wenn du es nicht zulässt. Deine Integrität gehört nur dir, und sie ist dein größter Schmuck, deine strahlende Schönheit.

Das ist die dritte Tugend, die das Giskim-Projekt tragen soll: Die Ehre, die uns Schönheit ausstrahlen lässt und uns so den Weg ebnet. 

Kein Moralisieren, bitte

Der Zweck des Giskim-Projekts ist es, gute und spannende Geschichten zu erzählen. Die Werte von Giskim sind die Grundlage dieser Geschichten, sie sind nicht ihr Inhalt wie in einer Predigt. Gute Geschichten sprechen für sich, ohne dass sie es nötig hätten, ihre Moral dem Leser aufzuzwingen. Allen Erklärungen in diesem Artikel zum Trotz sollen die Abenteuer im Giskim-Universum auch genießbar sein können ohne jedes Wissen um das Wappen und auch ohne jeden Gedanken an die menschliche Sehnsucht, den Ruf im Herzen, den Glauben an das Gute, den Mut zur Wahrheit oder die Ehre in Schönheit. 

In diesem Sinne hoffe ich vor allem, dass du bei Giskim Abenteuergeschichten findest, die dich packen, dein Herz berühren und dir eine schöne Zeit in einer aufregenden, fantastischen Welt bieten.

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